-
8/10
Ausgezeichnet
Mit dem Remake “Resident Evil 3” veröffentlichte Capcom vergangenes Jahr eine weitere Neuauflage ihres beliebten Survial-Horror-Franchise für PS4, Xbox One und PC.
Diesmal erwartet den geneigten Grusel-Fan die Geschichte von S.T.A.R.S.-Agentin Jill Valentine, welche sich parallel zu den Ereignissen des zweiten Teils abspielt.
Aufgebohrt und auf Hochglanz poliert, bediente sich Capcom abermals der hauseigenen “RE Engine”, die unter anderem bereits im erfolgreichen Remake “Resident Evil 2″ Verwendung fand.
Ob “Resident Evil 3” es schafft erfolgreich durch die blutigen Remake-Fußstapfen des Vorgängers zu tappen, verraten wir im Review.
━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━
Genre: Survival Horror, Action-Adventure, Third-Person-Shooter
Originaltitel: Baiohazādo RE:3
Produktionsland: Japan
Entwicklerstudio/Publisher: Capcom
Musik: Kota Suzuki, Azusa Kato
Spielmodus: Einzelspieler, Mehrspieler (Online-Multiplayermodus: “Resident Evil: Resistance”)
Spielzeit: ca. 6-10 Stunden
Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, PC (Stand: 25.11.2020)
Altersfreigabe: USK 18
Universum: Resident Evil
Vorgänger: Resident Evil 2 (Original, 1998) / Resident Evil 2 (Remake, 2020)
Nachfolger: Resident Evil Code: Veronica (2000)
Wertung:
Testplattform: PlayStation 4
Autor: Jannik
Verfasst am: 25.11.2020
Aus Alt mach Neu
Nur etwa eineinhalb Jahre ist es her, dass das japanische Entwicklerstudio “Capcom”, das von Kritikern und Fans gleichermaßen hochgelobte “Resident Evil 2″ Remake veröffentlichte. Ausgestattet mit der “RE Engine” bohrten die Macher den Klassiker gehörig auf und erschufen ein Spiel, was seinerzeit nicht nur in unserem Test mit dem Fazit “Capcom zeigt wie Remake geht” herausragend abschnitt.
Bei dem großen Erfolg der “Resident Evil”-Reihe ist es also nicht verwunderlich, dass “Capcom” auch die anderen spielerisch sowie optisch angestaubten Auskopplungen des Survial-Horror-Franchise, über kurz oder lang in neuem Glanze erstrahlen lässt.
Fortgesetzt wird die Reihe nun mit dem Remake zu “Resident Evil 3”. Mittlerweile ranken sich sogar Gerüchte um eine Neuauflage des bereits 2016 als Remastered erschienenen “Resident Evil 4”, wie die Kollegen von “GamePro” erst kürzlich berichteten.[1]
Sollte die Qualität beim munteren recyceln seitens “Capcom” gleichbleibend hoch bleiben, haben Fans sicher nichts gegen das umhergehende Remake-Virus in dessen Entwicklerstudio.
Doch konnten die Japaner das Niveau halten? Wie schlägt sich das Remake mit Jill Valentine in der Hauptrolle überhaupt? Von was “Resident Evil 3” handelt und wie es sich im Test gemacht hat, erfahrt Ihr im Folgenden.
Welchen Teil schnappt sich Capcom als nächstes für eine Neuauflage?
Zeitgleich in Raccoon City
Wir betreten erneut Raccoon City - die “Umbrella-Stadt”. Der Pharmakonzern hat die Stadt zugrunde gerichtet und ist verantwortlich für die Freisetzung des T-Virus, welcher eine Zombie-Apokalypse verheerenden Ausmaßes verursacht hat.
Während die Protagonisten aus “Resident Evil 2” - Claire Redfield und Leon S. Kennedy - verzweifelt um ihr Überleben kämpfen und den Schrecken in urbanen Kulissen wie Polizeistation, Waisenhaus, Kanalisation und Untergrund-Basis hautnah miterleben, spielt sich parallel die Geschichte von unserem spielbaren Charakter Jill Valentine ab.
Als ehemalige Offizierin der S.T.A.R.S.-Einheit wird Jill von einer, mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Biowaffe von der “Umbrella Corp.” verfolgt. “Nemesis” wie das Ungetüm heißt, lässt Jill keine Ruhe und hat sich hartnäckig an ihre Fersen geheftet. Mit der Unterstützung des Söldners Carlos Oliveira versucht sie der Bestie mit allen Mitteln zu entkommen.
Jill Valentine in Raccoon City
Unterschiede zum Original
Im Unterschied zu “Resident Evil 3: Nemesis”, wie das Original im Jahr 1999 getauft wurde, haben die Entwickler, wie schon im Vorgänger-Remake, an sehr vielen Stellschrauben gedreht.
Grafik
Natürlich wurde die Optik einer gehörigen Frischzellenkur unterzogen und damit ordentlich aufpoliert. Die altbackene Polygon-Grafik weicht knackscharfen Texturen und Lichteffekten, die eine dichte Atmosphäre kreieren. Nicht nur die Schauplätze in Raccoon City werden schaurig schön in Szene gesetzt, sondern auch alles was kreucht und fleucht - ob tot oder lebendig.
Perspektive
Auch die statische Kameraperspektive weicht erneut und glücklicherweiße der Third-Person-Ansicht. Diese bietet wie schon im Remake von “Resi 2” einen guten Kompromiss aus immersivem Spielvergnügen und guter Übersicht.
“Live-Selection-Events”
Während diese Änderungen vor allem spielerisch für ein besseres Handling und eine optisch ansprechendere Tortur mit “Resident Evil 3” sorgen, gibt es jedoch auch inhaltlich größere Unterschiede.
Das Remake bietet keine “Live-Selection-Events” mehr. In gewissen Situationen bot das Original dem Spieler die Wahl zwischen zwei Optionen, wie etwa die Konfrontation zu suchen oder zu flüchten. Nun fühlt sich “Resi 3” deutlich linearer an. Kann man mögen - muss man aber nicht.
Neben diesen Änderungen werden Fans der ersten Stunde sicher noch viel mehr Unterschiede entdecken können. Doch vor allem interessant ist doch, wie sich der Teil im Vergleich zum Vorgänger “Resident Evil 2” schlägt. Dieser galt schließlich als beinahe perfekt und lässt sich so wunderbar als Maßstab anlegen. Warum sich der Vergleich außerdem so aufdrängt, verraten wir im nächsten Abschnitt.
Nicht nur Grafik und Perspektive wurden den heutigen Standards angepasst, auch die “Live-Selection-Events” wurden entfernt
Remake vs. Remake
Nachdem vergangenes Jahr das Remake zu “Resident Evil 2” erschien, galt es ziemlich schnell als Meisterwerk. Die Kombination aus spielerischen und optischen Verbesserungen, ohne den Geist der Vorlage zu verlieren, kam beim Publikum besonders gut an. Genau diese Formel wenden die Entwickler nun auch im dritten Teil an. Und das macht Sinn.
Im Falle der beiden Remakes lässt sich also ein wunderbarer Vergleich herstellen.
Die RE Engine
Mit ein Grund für die hohe Qualität des zweiten Teils war mit Sicherheit “Capcoms” hauseigene “RE Engine”, mit der das Spiel entwickelt wurde. In unserem damaligen Test, hoben wir insbesondere das extrem weiche, flüssige und damit, trotz allem Horror, angenehme Spielgefühl hervor was “Resi 2” bot.
Das erste Mal innerhalb der Spielereihe fand die “RE Engine” übrigens in “Resident Evil 7” Verwendung, bevor sie für “Resi 2” und nun auch für “Resi 3” eingesetzt wurde.
Letztlich ist dieses “Baukastenprinzip” in der Gaming-Branche nicht ungewöhnlich. Viele Entwicklerstudios, besonders von großen Marken, entwickeln ihre hauseigenen Engines oft von Spiel zu Spiel weiter oder verwenden sogar exakt die gleiche.
“Capcoms” flüssige “RE Engine” bietet ein schaurig schönes Spielerlebnis
Spielgefühl
In Puncto Spielgefühl steht “Resi 3” damit dem zweiten Teil in absolut nichts nach. Wieder fällt das besonders geschmeidige Spielgefühl auf, während wir durch die von Untoten durchzogenen Gänge der Szenerien streifen. Ob Inventarsortierung, Schnellwahl der Waffen oder Bewegungen des Charakters - das Spiel läuft wieder butterweich und fühlt sich deshalb gut kontrollierbar an.
Im düsteren und vom Tod durchzogenen Raccoon City ist Kontrolle die halbe Miete
Spielzeit, Linearität und Rätsel
Etwas anders sieht es da in Sachen Spielzeit, Linearität (Stichwort Backtracking) und Rätselei aus.
Zunächst einmal ist die Spielzeit mit ca. 6-10 Stunden (je nach Spielstil) um etwa die Hälfte kürzer als im Vorgänger “Resi 2”. Dies liegt natürlich hauptsächlich daran, dass es keine zwei Kampagnen-Durchläufe gibt. Hatten wir in “Resi 2” zwei Durchläufe, verteilt auf die zwei Charaktere Claire und Leon, bleibt es hier bei Jills Solo-Kampagne - auch wenn durch die Spielbarkeit von Carlos durchaus die Möglichkeit da gewesen wäre, wieder zwei Kampagnen zu implizieren.
Auch was die Linearität und Rätsel angeht gibt es Unterschiede zum Vorgänger. Während wir uns in “Resi 2” einzelne Gebiete bzw. Spielabschnitte wie die Polizeistation nach und nach durch das Lösen von Rätseln erschlossen, scheucht uns “Resi 3” von einem Schauplatz zum nächsten - häufig getrieben vom Erzfeind Nemesis.
Diese Punkte führen zu einem deutlich lineareren Spielvergnügen mit nur sehr wenigen Rätseln, was der “Resident Evil”-Reihe eigentlich nicht vollständig gerecht wird.
Durch einen zweiten Kampagnendurchlauf mit Carlos, hätte die Spielzeit wie in “Resident Evil 2” verdoppelt werden können
Fazit - Ausgezeichnet (aber Capcom wird faul)
“Resident Evil 3” ist ein ausgezeichnetes Spiel geworden. Auch wenn einige altbekannte Spielelemente wie die “Live-Selection-Events” dem Rotstift zum Opfer gefallen sind, behält auch “Resi 3” wie schon sein Vorgänger den Geist der Vorlage bei und entwickelt sich trotzdem von Grund auf neu.
Neben der wiedermal hervorragenden “RE Engine”, die für ein enorm flüssiges und angenehmes Spielgefühl sorgt, ist die grafische Aufbereitung wunderbar anzusehen. In Kombination mit der Soundkulisse kommt es genau zur der gruseligen Zombie-Atmosphäre, die wir an der Spielereihe so lieben.
Dennoch wirkt “Capcoms” Arbeit bei diesem Remake etwas faul und uninspiriert. Insbesondere im linearen Ablauf des Spiels und der für “Resident Evil” untypisch geringen Anzahl an Rätseln und Backtrackig kränkelt es.
Abschließend hat sich “Resi 3” für die kurze Entwicklungszeit, trotzdem seine 8/10 Punkte redlich verdient. Dennoch kommt dabei eine verhältnismäßig kurze Spielzeit von nur etwa 6-10 Stunden (je nach Spielstil) rum, die letztendlich den Eindruck erweckt, als hätte “Capcom” halt mal eben noch ein Remake zum dritten Teil - auf Basis des zweiten - rausgekloppt.
Trailer
Der offizielle Trailer zu „Resident Evil 3“