-
8.5/10
Ausgezeichnet
Mit “Free Guy” landete nach einigen Verschiebungen am 12. August 2021 zweifelsohne ein ziemlich verrückter Film in den deutschen Kinos.
“Stranger Things” Produzent Shawn Levy führte Regie, während “Deadpool”-Darsteller Ryan Reynolds in die Hauptrolle des “Guy” schlüpfte.
Was es mit “Free Guy” sonderbares auf sich hat und warum sich ein Blick auf den unkonventionellen Film definitiv lohnt, verraten wir in unserer Kritik.
Genre: Science-Fiction, Action, Komödie
Originaltitel: Free Guy
Produktionsland: USA
Produktionsfirma: 20th Century Studios | Berlanti Productions, 21 Laps Entertainment, Maximum Effort, Lit Entertainment Group, TSG Entertainment
Regie: Shawn Levy
Drehbuch: Matt Lieberman, Zak Penn
Produktion: Ryan Reynolds, Shawn Levy, Sarah Schechter, Greg Berlanti, Adam Kolbrenner
Musik: Christophe Beck
Länge: ca. 115 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Veröffentlichung: 12. August 2021 (Kinostart DE)
Wertung:
Autor: Jannik
Verfasst am: 11.12.2021
Lesezeit: ca. 3 Minuten (Direkt zum Fazit)
Der Stoff aus dem die Blacklist ist
Mit “Free Guy” erschien im Jahr 2021 ein Film der Marke - eher ungewöhnlich.
Shawn Levy’s Science-Ficition-Action-Kracher mit humorvollem Einschlag versetzt den naiven NPC (Non Player Character), mit dem schlichten wie treffenden Namen “Guy” (Ryan Reynolds), Tag ein Tag aus ausgerechnet in die absurd-skurril anmutende Spielwelt namens “Free City”.
Und diese Prämisse, so viel sei vorab verraten, ist bereits das herausragende Merkmal, denn die wahrlich außergewöhnliche Komponente ist das Szenario selbst.
Das ist wohl auch der Grund warum der Stoff bereits im Jahr 2016, einige Jahre vor der eigentlichen Verwirklichung, auf der “Black List” landete, welche die vielversprechensten jedoch nicht verfilmten Drehbücher des Jahres kommuliert.[1][2]
Sichtlich Spaß beim Dreh. “Thor”-Regisseur Taika Waititi schlüpft in die Rolle des Antagonisten “Antwan”. Regisseur Shawn Levy (“Stranger Things”) scheint das zu gefallen.
Naiver Guy in Free City - Wie “GTA” auf Speed
In der chaotischen aber dennoch stets vorprogrammierten Spielwelt von “Free City” scheint alles möglich. Das Open-World-Spiel des fiktiven Studios “Soonami” ist ein Riesenerfolg und vereint zahlreiche Gamer.
Während sich das öde Leben vom “Nichtspielercharakter” Guy unter dem Motto “Haben Sie keinen guten, haben sie einen großartigen Tag” in einer Endlosschleife wiederholt, herrscht in der Spielwelt das kontrollierte Chaos. Gepfeffert durch die Luft fliegende Fahrzeuge scheinen Naturgesetz, Schusswaffengebrauch ist absolute Bürgerpflicht - mindestens für Brillenträger - und was nicht hoffnungslos zerberstet, hat keinen guten, sondern einen großartigen Tag erwischt. Free City ist geradezu wie “GTA” auf Speed.
Doch als Guy einer anziehenden Spielerin begegnet, fällt damit ein Dominostein, der nicht nur seine Persönlichkeit weckt, sondern über Videospielgrenzen hinaus berührt.
Free Guy in Free City
Die Lockerheit in Person
In Persona von Ryan Reynolds spielt ein Schauspieler den Löwenanteil, der in Hollywood-Produktionen bereits ähnliche Rollen bekleidete. Den verrückten aber stets charmanten Spaßvogel kann er. Und so sorgt er mit seinem typisch losgelösten aufspielen auch dafür, dass sich “Free Guy” von Beginn an regelrecht aus seiner Zwangsjacke der Entwicklervorgaben des fiktiven Studios “Soonami” befreit.
Er charakterisiert einen Hauch Retter, einen Hauch Superhelden, körperlich abgehoben aber charakterlich stets auf dem Boden - und nahbar. Auch eine Prise “Deadpool” - nur als NPC “Guy” naiver und braver. Trotzdem mit verdächtig ähnlichem Humor.
Den “Deadpool”-Vergleich hatten wohl selbst die Produzenten erwartet. In einer Trailer-Reaktion auf seinem Youtube-Kanal, nahm Ryan Reynolds als Deadpool mit Taika Waititi als Korg im Schlepptau, seinen neuen Charakter “Free Guy” aufs Korn.
Total verrückt
Alleine dass jemand die Idee von “Free Guy” angefasst hat ist außergewöhnlich. Die Umsetzung erfordert viel Mut und Vorstellungsvermögen.
Digitalisierung, Gamingkultur, Gamerjargon, nicht zu überdreht, nicht zu abgehoben. Eine Schippe moderne Spieldesigns kritisieren und verpöhnte Cashgrab-Kniffe, falsche Versprechngen und Bitch-Moves der Gaming-Industrie anprangern.
Während “Free Guy” immer humorvoller und im Storytelling dichter wird, erhält beiläufig sogar eine romantische Note Einzug.
Ernste Szenen - immer wieder mit Humor aufgebrochen, “Deadpool” und die “Guardians of the Galaxy” lassen grüßen. Wir beginnen mitzufiebern.
Wo Licht, da auch Schatten
Perfekt ist nichts - nicht im echten Leben und auch nicht im Videospiel.
Die größte Schwäche von “Free Guy” ist wohl, dass es gerade bei dem Gehalt an verrücktem Chaos, noch mehr actionreiche Momente unter dem Motto: “Nichts ist zu verrückt” hätte geben müssen. So zeigt sich die 20th Century Fox-Produktion unerwartet oft als klassisches Actionkino, wenn auch in modernem Gewandt.
Fazit - Wenn die KI streikt, geschieht wundersames
“Free Guy” ist ein verrückter Film.
Shawn Levys kontrollierter, inhatlich solide durchgefütterter und dennoch explosiver “Free Guy” hat es uns durchaus angetan.
Was wenn die KI streikt? Was wenn Einsen und Nullen mehr sind als Technik und Programm? Ryan Reynolds ist “Free Guy” und stellt mit der Spielwelt auch die (fiktive) echte auf den Kopf.
Viel Humor, auch mal gesellschaftskritisch, mit Cameo-Auftritten, Popkulturellen Referenzen und Anspielungen, mit den richtigen Schauspielern und Produzenten. Es scheint als gäbe man sich die Klinke in die Hand.
“Free Guy” ist irgendwie wie Feuerwerk im Kopf. Das alles sogar mit einer klitzekleinen Botschaft: Videospielmomente sind real, weil man sie erlebt. Lasst uns also keinen guten, sondern einen großartigen Tag haben - mit “Free Guy”.
Was haltet Ihr von der unbeugsamen KI und dem Chaos das sie hinterlässt? Teilt eure Gedanken zu „Free Guy“ mit uns in der Kommentarsektion! Wir würden uns freuen. Und Guy sicher auch.
Trailer
Der offizielle deutsche Trailer zu “Free Guy”