Archiv der Kategorie: John Cho

Cowboy Bebop (2021)

©
©Netflix
  • 6.5/10
    derofa Durchschnittswertung - 6.5/10
6.5/10

Ganz gut

“Cowboy Bebop” von Studio Sunrise gehört zweifelsohne zu den beliebtesten Anime-Serien überhaupt und ist mittlerweile zum Kult avanciert.

Der Space-Western, entwickelt unter der Regie von Shin’ichirō Watanabe (“Terror in Tokio”, “Samurai Champloo”), vereint heute noch zahlreiche, nostalgisch zurückblickende Fans.

Aufgrund der großen Beliebtheit von Protagonist Spike Spiegel und der Bebop-Crew, war bereits im Jahre 2009 eine Realverfilmung mit Keanu Reeves in der Hauptrolle geplant, die aufgrund von Budget-Problemen jedoch nie verwirklicht wurde.[1] Einige Jahre später schnappte sich Netflix das Material und verhalf so dem Science-Fiction-Werk doch noch zur Live-Action-Interpretation.

Ob das gut gehen konnte und wie sich “Cowboy Bebop” als Realserie schlägt, verraten wir in unserer Kritik.

Genre: Science-Fiction, Abenteuer, Action

Originaltitel: Cowboy Bebop

Produktionsland: USA

Produktionsfirma: Netflix | Tomorrow Studios, Midnight Radio, Sunrise Inc.

Showrunner: André Nemec

Regie: Alex Garcia Lopez (E01-02, E05, E07, E08), Michael Katleman (E03-04, E06, E09-10)

Drehbuch: Christopher Yost (E01, E03, E10), Sean Cummings (E02-03), Vivian Lee (E04), Liz Sagal (E05), Karl Taro Greenfeld (E06), Alexandra E. Hartman (E07), Javier Grillo-Marxuach (E08), Jennifer Johnson (E09)

Produktion: Marty Adelstein, André Nemec, Jeff Pinkner, Josh Appelbaum, Scott Rosenberg, Becky Clements, Christopher Yost, Yasuo Miyakawa, Masayuki Ozaki, Shin Sasaki, Tim Coddington, Tetsu Fujimura, Michael Katleman, Matthew Weinberg

Musik: Yōko Kanno

Staffeln: Staffel 01 (10 Episoden) (2021)

Länge: ca. 39-51 Minuten je Episode

Altersfreigabe: 16 (lt. Netflix)

Veröffentlichung: 19. November 2021 (Netflix)

Universum: Cowboy Bebop

Ähnliche Titel: The Mandalorian (2019 - …), The Witcher (2019 – …)

Quellen
https://en.wikipedia.org/wiki/Cowboy_Bebop_(2021_TV_series) | https://www.netflix.com/de/title/80207033te | https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Nemec | https://de.wikipedia.org/wiki/Cowboy_Bebop_(Fernsehserie)

Wertung:   

Autor: Jannik

Verfasst am: 02.12.2021

Lesezeit: ca. 4 Minuten (Direkt zum Fazit)

In große Fußstapfen

Mit “Cowboy Bebop” wurde der wahrscheinlich kultigste Anime der späten 90er Jahre als Live-Action-Adaption umgesetzt. Pläne hierfür gab es bereits 2009. Niemand geringeres als die Hollywoodgröße Keanu Reeves sollte in die Hauptrolle von Protagonist Spike Spiegel schlüpfen. Doch der Stand des Projekts war über Jahre lang unklar ehe es schließlich komplett im Sande verlief.[2] Letztendlich schaffte es jedoch Netflix im Jahre 2021 doch noch, den Kopfgeldjäger und die Bebop-Crew ins Realserien-Universum zu entsenden.

Und die Vorzeichen standen durchaus gut. Mit Shin’ichirō Watanabe als Berater[3] und Yōko Kanno’s musikalischer Note machte es den Anschein, als würde das Vermächtnis des Originals respektiert und sich an der Vorlage orientiert. Doch nicht nur das. Hauptdarsteller John Cho (Searching), welcher Spike Spiegel verkörperte, gab in einem Interview zu, zuerst keine Ahnung von der Popularität der Vorlage gehabt zu haben, ehe er sich den Anime in Vorbereitung auf seine Rolle angesehen habe. “Cowboy Bebop” (1998) sei “eines der einzigartigsten Unterhaltungsprodukte die er je sah”, lautete sein Urteil.[4]

Solche Meldungen schüren den Hype, insbesondere weil wir zumindest mit dieser passenden Besetzung überaus zufrieden waren. Spike Spiegel war tatsächlich zurück!


John Cho in der Hauptrolle des Spike Spiegel

©
©Netflix

Handlung - Spikes vergangenes Ich

Der Kopfgeldjäger Spike Spiegel hat eine bewegte Vergangenheit, die jedoch vorerst unter Verschluss bleibt.

Als Spike sich eines Tages mit seinem neuen Partner Jet Black zusammenfindet, kreuzen die beiden Haudegen auf der Suche nach lukrativen Kopfgeldern durch das Universum. Wenig später stößt auch die von einer Amnesie geplagte Faye Valentine hinzu.

Schließlich braut sich ein größerer Konflikt zusammen. Nicht nur weil Spike von seiner Vergangenheit heimgesucht wird, sondern auch, weil sein altes Leben plötzlich zwischen den Freunden steht. Die Partnerschaft wird auf die Probe gestellt.


Die Hauptfiguren Faye, Spike und Jet auf dem Raumschiff namens Bebop

©
©Netflix

“tank!” - Verpackt als Realserie

Da ertönt es wieder, das Jazz-Intro namens “tank!”. Der coole Cowboy und Held zurück im Rampenlicht. Und wenn gezeichneter Rauch aus der realen Zigarette qualmt, weiß man: Die Macher sind sich des Vermächtnisses bewusst.

Mit John Cho überaus passend besetzt, zeigt schon die erste Episode voller Ehrfurcht die Referenzen zum Original. Schusswechsel, flapsige Sprüche, Zerstörung in der Schwerelosigkeit - aber mit Stil - und unterlegt vom unverwechselbaren Sound von Kanno.

“Cowboy Bebop” als Live Action ist tatsächlich trotzdem erstmal gewöhnungsbedürftig. Wird auf dem Bildschirm gerade eine blasphemisch wilde Kostümparty abgefeiert? Oder aber findet eine dezent stilvolle Umsetzung als Realserie statt? Die Skepsis weicht recht schnell, denn die optische Übertragung in die fiktive Realität gelingt insgesamt durchaus.

Und dennoch: Trotz des eifrigen Kopierens vom Original und des damit stimmigen Stils, will nicht so recht der Esprit, nicht die Mischung aus Coolness und Eleganz des Vorbildes entstehen.

“Cowboy Bebop” gibt einem manchmal das Gefühl einer leblosen Portierung und ist dabei doch irgendwie charmanter Abklatsch.


Der Vorspann unterlegt vom Titel “tank!” der Band der Komponistin Yōko Kanno namens “Seatbelts” in voller Länge

©
©Netflix

Keine Sympathieträger

Während zu Beginn die Folgen meist in sich geschlossener sind versucht die Serie gegen Ende ein größeres Konstrukt rund um Spikes früheres Leben, seiner ehemaligen Zugehörigkeit zum Red Dragon Syndikat sowie der Fehde mit damaligen Partner Vicious und der Liebe zu seiner verflossenen Liebe Julia auszubauen. Das klappt gut, will jedoch nicht so recht zum lockeren Start passen.

Die Stimmung als Science-Fiction-Western weiß zwar durchaus zu gefallen, die wirklich gewichtigen sowie packenden Handlungselemente bleibt uns die Crew aber schuldig.

Es fehlen neben Sprüchen die flapsigen Geschichten, die alltäglichen Tops und Flops der Kopfgeldjagd, welche die Crew der Bebop zu Sympathieträgern aufsteigen lassen würden.

Der Showdown wirkt überhastet und so schafft man es als Zuschauer nicht, vorher genug Nähe zu den Charakteren aufbauen zu können.


Auf Kopfgeldjagd treffen Spike und Co. auf das Antagonisten-Paar Asimov and Katerina

©
©Netflix

Die geheime Zutat

Es ist gar nicht so leicht auszumachen was das Problem von “Cowboy Bebop” ist. Die geheime Zutat des Anime, welche diesen eben so besonders macht, bleibt über weite Teile unauffindbar.

Die große Stärke der vorlagennahen Portierung ist zugleich auch ihre größte Schwäche. Es macht den Anschein, man wolle zwar nicht das Gleiche erzählen aber zeitgleich etwas neues in das alte Gewand pressen. Vielleicht ist das zu brav. Vielleicht zu sehr nach Schema F. Vielleicht ohne Seele.

Trotzdem soll das alles nicht zu negativ klingen. Spike und die Bebop-Crew haben ihre schönen Momente und liefern eine ganz gute bis sehenswerte Vorstellung ab. Sie schaffen es eben nur nicht, dem sagenumwobenen Original vollends gerecht zu werden. Und vielleicht ist das auch eine unmöglich zu meisternde Aufgabe gewesen!?


©
©Netflix

Fazit - Jazz alleine reicht nicht

“Cowboy Bebop” ist letztendlich eine durchwachsene Serie geworden.

Auf der einen Seite gelingt eine optisch ansprechende Portierung zur Realserie. Auf der anderen lassen die Handlungselemente zu oft kalt. “Cowboy Bebop” vermag es über seine zehn Episoden einfach nicht so recht, über das Mittelmaß hinauszuragen.

Die gewisse Stimmung, die Seele, das schwer zu definierende Gefühl des Anime, wird nur schwer transportiert. Kein Wunder, denn das ist eine Aufgabe, an der schon endlos viele Live-Action-Umsetzungen scheiterten.

Auch der Cast ist teilweise fragwürdig. Die Charaktere wirken zu oft wie ein Abklatsch. Die Dynamik und Chemie zwischen den Besatzungsmitgliedern der Bebop ist nicht vergleichbar mit jener im Anime. Und klar ist: “Cowboy Bebop” muss sich letzten Endes an seiner Vorlage messen lassen. Jazz alleine reicht eben nicht!

Auch wenn die Adaption kein Riesenreinfall ist, hat Netflix bereits den Stecker gezogen! Mittlerweile ist klar: “Cowboy Bebop” hat seine Möglichkeiten verspielt. Das Ende nach nur einer ersten Staffel ist besiegelt und irgendwie schade. Denn wenigstens eine zweite Chance, hätte der Cowboy im Realserien-Gewand durchaus verdient gehabt.

See you Space Cowboy’Cowboy Bebop’

©
©Netflix

Was haltet Ihr von der Netflix-Umsetzung des legendären Anime? Teilt eure Gedanken zu „Cowboy Bebop“ mit uns in der Kommentarsektion! Wir würden uns freuen. Und Spike mitsamt Crew auch.


Trailer

Der offizielle deutsche Trailer zu “Cowboy Bebop”

©
©Netflix

Searching (2018)

  • 9.5/10
    derofa Durchschnittswertung - 9.5/10
9.5/10

Herausragend

Im Mysterythriller Searching begibt sich Familienvater David Kim (John Cho), auf die Suche nach seiner vermissten Tochter.

Warum Searching trotz dieser gewöhnlich klingenden Ausgangsposition, so raffiniert und anders ist, erfahrt ihr im derofa-Review.


Genre: Mysterythriller

Autor: Jayes

Verfasst am: 31.03.2019

Wertung:   


Kommen wir gleich zur Sache

Wir fallen gleich mal mit der Tür ins Haus.
Searching ist eine Tortur - im positiven Sinne. Und ein unglaublich guter Film.

Wir werden versuchen im folgenden Review, so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig, über die Handlung des Mysterythrillers zu verraten.

Wie so oft gilt: keinen Trailer ansehen und eigentlich auch nicht die folgenden Zeilen lesen. Aber keine Sorge, wir werden keine wesentlichen Teile der Handlung vorweg nehmen.

Trotzdem, je weniger man über Searching weiß, desto besser.


©
©Sony Pictures Entertainment

Gleich und doch ganz anders

Unzählige Medien in Form von Filmen, Serien, Games oder Büchern handeln von Vermisstenfällen.

Ob der Erfolgsthriller 96 Hours, in dem der Protagonist seiner entführten Tochter hinterher jagt, das Videospiel Heavy Rain, in dem Ethan Mars versucht, seinen verschwundenen Sohn aufzuspüren oder in Sachen Literatur, die Stieg Larsson Romane, die als “Millennium-Trilogie” bekannt wurden.

Die Angst einen geliebten Menschen zu verlieren ist fest in uns allen verankert. Kein Wunder, dass das plötzliche Verschwinden einer nahestehenden Person, ein altbewährtes und oft verwendetes Instrument von Autoren ist, um beim mitfühlenden Konsumenten Verlustängste auszulösen. 

Auch Searching bedient sich dieser Formel. Was erstmal total gewöhnlich und abgedroschen klingt, fühlt sich komischerweise gar nicht so an. Searching ist trotz seiner Thematik gar nicht so typisch und gewohnt wie erwartet. Aber wieso eigentlich?


©
http://www.gamona.de/kino-dvd/96-hours-taken-3,liam-neeson-verraet-wer-diesmal-entfuehrt-wird:news,2400968.html

Form noch nie gesehen

Searching ähnelt zwar in seiner Grundprämisse der typischen “Vermissten-Formel”, hat aber eine völlig andere erzählerische herangehensweise.

In dem Mysterythriller wird nämlich ein großer Teil der Handlung, über die Benutzung der Figuren, von Computern, Tablets und Smartphones erzählt. Das klingt erstmal kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht.

Stellt euch vor der durchschnittliche Familienvater David Kim (John Cho), setzt sich an seinen Computer. Er checkt seine E-Mails, schaut sich Familienfotos an und organisiert seinen Kalender. Wir als Zuschauer folgen ihm dabei und haben oftmals den direkten Blick auf seinen Bildschirm.


©
©Sony Pictures Entertainment

Das geniale an dieser Erzählform ist, dass wir uns als Zuschauer, da wir die Systeme selbst tagtäglich nutzen, sofort in die Lage des Benutzers versetzen können und wir alles verstehen und erfahren, ohne dass auch nur ein Wort dabei gesagt wird. Die Nutzung des Systems erzählt uns die Geschichte!

Hinzu kommt, dass die genutzten Computersysteme stets an die jeweilige Zeit, in der die Handlung gerade spielt, angepasst sind. 

Zu sehen sind dann bspw. ausgediente Systeme wie Windows 98 oder XP, alte Designs von bekannten Webseiten wie Google, Wikipedia und co. oder inzwischen ausgediente Trendseiten wie z.B. Myspace.

Im Verlauf der Zeit ändern sich die Systeme und auch das Nutzerverhalten. Plötzlich spielt Facebook eine Rolle, Facetime, Skype und Instagram finden Einzug in den Alltag von Millionen von Nutzern. Für David Kim und seine Tochter ergeben sich, wie für uns alle, neue Möglichkeiten aber auch Gefahren, durch die Nutzung dieser Dienste und Geräte.

Diese raffinierte Liebe zum Detail, bei der man sich wirklich in die entsprechende Zeit versetzt fühlt, führt zu einer Authenzität und Glaubwürdigkeit, die uns sofort alles glauben lässt, was Regisseur Aneesh Chaganty uns mit Searching erzählt. 


©
http://straightfromamovie.com/searching-movie-review/

Emotional packend

Und das ist nur einer der Gründe warum Searching uns emotional so gepackt hat.

Sind euch am Ende eines Films, auch schon mal die Tränen gekullert?
Nicht Wenige haben bei einem emotionalen Filmmoment, sicher schon mal die eine oder andere Träne verdrückt, vielleicht sogar geheult wie ein Schlosshund. Aber habt ihr es erlebt, dass ihr schon nach sechseinhalb Minuten damit anfangt? Keine Sorge, Searching schafft das bestimmt!

Regisseur Aneesh Chaganty macht dabei etwas geniales.
In vielen anderen Werken, wird im Verlaufe der Geschichte eine Bindung zu den Charakteren aufgebaut, die dann im Finale entladen wird und berührt. Chaganty hingegen dreht das Ganze um. Er baut direkt in den ersten paar Minuten des Films, eine immense Bindung zu den Protagonisten auf, die man dann im gesamten restlichen Verlaufs des Films spürt. Dadurch fühlt man sich bereits von Anfang an den Figuren nahe und wird emotional unglaublich stark mitgerissen.


©
©Sony Pictures Entertainment

Schauspieler in Bestform

Dafür sorgen auch die Schauspieler. 

Was war das denn bitte von John Cho? Internationale Bekanntheit erlangte der US-amerikanische Schauspieler koreanischer Abstammung als pubertärer und notgeiler “MILF-Schreier” aus American Pie (1999). Inzwischen ist er auch in ernsteren Film- und Serien Produktionen zu sehen.

Was Cho in “Searching” für eine hervorragende Leistung abspult, hätten wir nicht erwartet. In seiner Rolle als David Kim, gibt es gar nicht mal so viel Raum, um wirklich zu glänzen und dennoch spielt Cho überzeugend und sehr authentisch. Er schafft es, dass man mit seiner Figur sympathisiert und ihr helfen möchte. 

Auch die übrige Besetzung, darunter Michelle La als Margot Kim, ist exzellent gewählt und sorgt dafür, dass man den Geschehnissen in Searching jederzeit glauben schenkt.


©
©United International Pictures GmbH

Fazit - Mysterythriller at it’s best

Searching bedient sich geschickt einer alten Formel und macht etwas ganz eigenes daraus.

Die Erzählung über die Computersysteme zu gestalten ist genial und schafft ein immersives Gefühl, welches sofort zum mitfiebern verleitet. Searching ist ein Film, den wir sicher immer wieder sehen könnten und trotzdem jedes mal aufs neue emotional werden würden.

Da sind sie wieder. Die breite Palette der Emotionen, die unser Lieblingsgenre des Thrillers in uns auslösen. Zuerst sind wir neugierig, dann erstaunt, plötzlich traurig, dann wieder hoffnungsvoll. 

Ein Wechselbad der Gefühle – auch mit Searching!


©
©Sony Pictures Entertainment

  Weitere Wertungen


Lissa meint → Herausragend

“Spannend, emotional und nervenzerreißend. Einfach herausragend!”   (19.04.2019)