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6/10
Ganz gut
Mit “Man of Medan” liefert das britische Entwicklerstudio “Supermassive Games” den ersten Teil der “The Dark Pictures Anthology”-Reihe ab.
Das Projekt der “Until Dawn”-Macher soll insgesamt aus ganzen acht Spielen bestehen, von denen zwei pro Jahr veröffentlicht werden sollen.[1]
Laut den Entwicklern wird die Sammlung von Geschichten im Kern zwar das altbekannte Gameplay beeinhalten, jedoch in Story und Untergenre jedes mal etwas neues bieten.[2]
Wir haben uns den ersten interaktiven Horror-Trip der Reihe genauer angeschaut. Ob das Spiel uns das Gruseln lehrte, verraten wir Euch im Test.
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Genre: Interaktiver Film, Surival Horror, Action-Adventure
Originaltitel: The Dark Pictures Anthology: Man of Medan
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Entwicklerstudio/Publisher: Supermassive Games / Bandai Namco Entertainment
Musik: Jason Graves
Spielmodus: Einzelspieler, Mehrspieler: Lokal-Koop-Modus (“Filmabend”), Online-Koop-Modus (“Gemeinsame Story”)
Spielzeit: 4-5 Stunden (erster Durchlauf)
Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, PC (Stand: 23.01.2020)
Altersfreigabe: USK 18
Universum: The Dark Pictures Anthology
Nachfolger: The Dark Pictures Anthology: Little Hope (2020)
Wertung:
Testplattform: PlayStation 4 (Lokal-Koop-Modus)
Autor: Jannik
Verfasst am: 23.01.2020
Inhaltsverzeichnis
Der geistige “Until Dawn” Nachfolger
Nachdem das britische Entwicklerstudio “Supermassive Games” mit “Until Dawn” (2015) ein herausragendes Gruselabenteuer ablieferte, dürfen sich alle Fans über Nachschub freuen.
Mit “Man of Medan” bleibt das Studio seiner Linie treu und veröffentlicht das nächste interaktive Erlebnis, welches Euch abermals erschaudern lassen soll. Der große Unterschied: “Man of Medan” hat eine weitaus geringere Spielzeit und ist Teil einer größeren Geschichtensammlung, der “The Dark Pictures Anthology”. Dafür handelt es sich bei “Man of Medan” nicht um einen Vollpreistitel. Das Spiel schlägt mit etwa 30eu zu Buche.
Über gestückelte Videospiele im Episodenformat lässt sich sicher streiten. Da es sich bei der “The Dark Pictures”-Anthologie-Reihe jedoch um in sich geschlossene Geschichten handelt, finden wir den Vorstoß eigentlich recht interessant. Zwei Spiele sollen pro Jahr folgen, alle aus unterschiedlichem Untergenre und mit neuer unabhängiger Story. Ganze acht Spiele sollen es Insgesamt werden, wie “Supermassive”-CEO Pete Samuels verrät.[1]
In Sachen Spielmechaniken will sich das Studio allerdings treu bleiben, so auch in “Man of Medan”. Die altbekannte Kombination aus Quick-Time-Events, einer interaktiven, filmisch inszenierten Geschichte und Survival Horror, finden wir auch im neuesten Streich der Entwickler.
Diese Leitlinie - also auf ein altbewährtes System zu setzen - ist zugegebenermaßen recht Konservativ. Doch wie es so schön heißt: “Never change a running system”. Solange die Umsetzungen und deren Geschichten überzeugen, wollen wir dem Konzept nicht im Wege stehen, sondern freuen uns sogar auf mehr Stoff von “Supermassive Games”.
Altbewährte Spielmechanik - hier in Form von Quick-Time-Events
Verheisungsvoller Aufbruch – Wir stechen in See
Bereits unmittelbar nach dem Beginn von “Man of Medan” fühlen wir uns sehr gut im Spielgeschehen verankert.
Der Kurator (Pip Torrens) führt uns in die Geschichte ein. Erinnerung werden wach an Psychiater Dr. Hill (Peter Stormare), der uns im geistigen Vorgänger “Until Dawn” (2015) begrüßte.
Wir haben die Aufgabe den Ausgang einer Geschichte maßgeblich mitzubestimmen, offenbart uns der Kurator. Wer der fünf Protagonisten überlebt oder stirbt, beeinflussen wir anhand unserer Entscheidungen mit.
Der Kurator baut nicht nur Gruselstimmung auf, sondern hält uns auch über unsere Leistungen auf dem Laufenden
Für eine Tauch-Expedition im Südpazifik treffen sich Alex (gesprochen übrigens von der dt. Stimme von Nathan Drake [Jens Wendland]), seine Freundin Julia, sein Bruder Brad sowie Julias Bruder Conrad, um gemeinsam in See zu stechen. Mithilfe der Kapitänin der “Duke of Medan” namens Fliss, soll es schon bald ins kühle Nass gehen.
Ziel ihres Tauchgangs ist ein Flugzeugwrack aus dem zweiten Weltkrieg.
Nachdem sich die fünf ein wenig miteinander bekannt gemacht haben, brechen sie auch schon auf. Nach einiger Zeit und einer verhängnisvollen Begegnung, nimmt die Düsterheit überhand und die Geschichte der “Ourang Medan” offenbart sich. Dieses Schiff und seine Geschichte ist inspiriert von einem wahren Ereignis in den 40er Jahren, welches heutzutage als Legende gilt.
Herkömmliche Horror-Elemente
Neben der Spielmechaniken scheinen sich die Entwickler das Kredo des Altbewährten wohl auch für die Horror-Elemente in “Man of Medan” zu Herzen genommen haben.
Die klassischen Jumpscares sind beispielsweise bereits früh im Spiel fast nicht mehr an einer Skelett-Hand abzuzählen. Im Verlaufe des Spiels entwickelt sich dieses ausgelutschte Horror-Stilelement beinahe zum Leitmotiv. Man weiß genau was folgt - dennoch erschreckt man sich. Ein typisches Phänomen, welches Horror-Fans bestens von Filmen im selben Genre kennen.
Aber auch abseits dessen, suhlt sich “Man of Medan” regelrecht in Klischees des Genres. Ein Geisterschiff, ein paar junge Leute, als Grundlage ein geschichtlicher Hintergrund und ein übersinnliches Mysteriöses Gas. All das ist nicht neu und lässt bei “Man of Medan” schnell den Eindruck eines relativ plumpen Einheitsbreis entstehen.
Zugutehalten sollte man dennoch, dass erneut die typische “Until Dawn” Mysteryhorror-Stimmung aufkommt. Ein wenig mehr Kreativität, abseits dieser allseits bekannten Klischees, hätten wir uns trotzdem gewünscht.
Wer in “Man of Medan” Innovationen abseits altbekannter Motive sucht ist wahrlich verloren
Das Boot beginnt zu wanken
Mit der Einführung in die Geschichte von “Man of Medan” waren wir dennoch sehr zufrieden. Die Grundprämisse ist spannend und bietet viel Potential. Wir fragen uns was noch kommen mag und wie sich die Geschichte entwickeln könnte. Sobald unser Boot, die “Duke of Medan”, in die Weiten des südpazifischen Ozeans sticht, brechen auch wir auf eine Reise auf.
Doch nach einem verhängnisvollen Schlag für unsere Besatzung, driftet “Man of Medan” in die typischen, gewöhnlichen Horror-Gewässer ab.
Erstmal auf der “Ourang Medan” angekommen, geht nicht nur eine mysteriöse Gaswolke durch das Wrack, sondern auch der Duft der Eintönigkeit. Wir warten auf die Wendung, doch lange passiert nichts wirklich relevantes mehr, was die Geschichte voran treiben würde. Vielmehr versucht “Man of Medan” eine permanente Gruselstimmung aufzubauen. Dies funktioniert zwar, entwickelt sich jedoch zu einem grauen, uninspirierten Horror-Trip auf der morbiden Rostlaube.
Dunkel, marode und alt - ein Wrack halt. Eintönigkeit ist bei der Kulisse von “Man of Medan” garantiert
Da der Schauplatz nun ausschließlich auf das Geisterschiff begrenzt ist, sieht alles gleich aus. Man sieht weiterhin die Fülle an Jumpscares voraus und fühlt sich gebeutelt, von wiederkehrenden spielerischen Elementen, in einem zwar irgendwie gruseligen aber zugleich auch langweiligen Szenario.
Die Odyssee durch das Schiff beginnt und lässt im selben Atemzug die erzählerische Tiefe komplett außen vor. Das erkunden des eintönigen Geisterschiffs wird mehr und mehr zur Qual und Pflichtaufgabe.
Zusätzlich schafft es “Man of Medan” nur schwer eine glaubwürdige, eigene Welt zu erzeugen. Irgendwie will man übernatürlich sein aber dann doch logischen Gesetzen folgend. Strom auf einem 70 Jahre alten Wrack und ein simpler Schalter zum einschalten. Solch hanebüchenen Ereignisse generieren Unglaubwürdigkeit. Das sorgt schließlich dafür, “Man of Medan” seine Erzählung nicht richtig abzukaufen, und das nicht wegen übernatürlicher, sondern gerade wegen der natürlichen Elemente.
Teilweise extrem fragwürdige, eben nicht beeinflussbare Entscheidungen der Protagonisten, bestätigen diesen Eindruck und lassen so, an einer nachvollziehbaren, echten Welt zweifeln.
Schalter hier, Schalter da. Wirkliche Herausforderungen oder Abwechslung sucht man in “Man of Medan” vergebens
Erschreckend gute Spielmodi
Wirklich überzeugend trumpft “Man of Medan” nur in seinen Spielmodi auf und bietet hierbei sogar eine Verbesserung zum geistigen Vorgänger “Until Dawn”.
Das Spiel bietet neben dem klassischen Einzelspielermodus einen Couch-Koop-Modus mit dem überaus passenden Titel “Filmabend”. Zu Beginn können hier die fünf Charaktere an bis zu fünf Spieler verteilt bzw. diesen zugeordnet werden. Anschließend spielen wir das Gruselabenteuer immer abwechselnd. Wer an der Reihe ist teilt uns das Spiel an der entsprechenden Stelle automatisch mit und der Controller wird an den nächsten Spieler weitergegeben. Dieser Spielmodus ist sicher ein Spaßgarant für Gruppen, vor allem weil dabei die Entscheidungen eines jeden einzelnen, großen Einfluss auf den Verlauf und damit den Ausgang der Story haben. Auch die relativ kurze Spielzeit von etwa 5 Stunden, lässt das durchspielen an einem Abend zu. Unser “Modus-Tipp” ist also zweifelsohne der “Filmabend” mit Freunden.
Für Videospieler die sich lieber online mit ihren Freunden gruseln, bietet “Man of Medan” außerdem einen Online-Koop-Modus mit zwei Spielern. Beide Spielern müssen dafür das Spiel besitzen. Ihr werdet hierbei den Rollen der spielbaren Figuren zugeordnet und erlebt das Spiel jeweils aus einer eigenen Perspektive heraus. Später fügen sich dann die Erkenntnisse zusammen. Ob Ihr dabei den Sprachchat verwendet bleibt Euch überlassen und bietet sicher Vor- und Nachteile.
Fazit – Ambitioniert aber durchschnittlich
“Supermassive Games” ist ambitioniert an “Man of Medan” heran gegangen und bietet dadurch insbesondere in den verschiedenen Spielmodi wirklich frische und gute Ideen.
Der interaktive Film kann zu Beginn noch mit einer spannenden Prämisse überzeugen, verfährt sich aber mehr und mehr in seiner durchschnittlichen Umsetzung. Im zweiten Abschnitt des Spiels angekommen, hat “Man of Medan” nichts mehr spannendes zu erzählen. Es bietet gewöhnliche Horror-Kost in Kombination mit stilistischen Klischees. Stereotype Charaktere mit Sprüchen wie “komm her mein Feger” laden zum Fremdschämen ein.
Die Beziehungen der fünf Figuren untereinander, die von vorne rein als wichtiger Faktor im Spielgeschehen präsentiert wird, hat gefühlt keine oder nur geringe Auswirkungen im Spielverlauf und interessierten uns in unserem Durchlauf schnell wenig.
Von technischer Seite fallen nachladende und aufploppende Texturen (trotz PS4 Pro) negativ ins Gewicht. Die hackelige und hölzerne Steuerung aus “Until Dawn” wurde leider auch wieder in “Man of Medan” mitgetragen.
So bleibt “Man of Medan” mit seinen Methoden hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das Spiel krankt vor allem an seiner plumpen Geschichte sowie seiner uninspirierten Inszenierung ab dem Mittelteil.
Für einen einmaligen Durchgang bei einem Filmabend ist “Man of Medan” ganz gut. Mehr trauen wir dem ersten Ableger der “The Dark Pictures Anthology”-Reihe aber nicht zu.
Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler es schaffen im nächsten Teil “Little Hope”, der am 30. Oktober 2020 für PS4, Xbox One und PC erscheint, ungewöhnlicheres und abwechslungsreicheres Futter für Horror-Fans zu liefern.
Das war unsere Meinung zu “Man of Medan”. Was haltet Ihr vom Horror-Spiel aus dem Hause Supermassive Games? Lasst es uns in den Kommentaren wissen, wir sind gespannt!
Im folgenden findet Ihr die Trailer zu “Man of Medan” und zum Nachfolger “Little Hope”, welches am 30. Oktober 2020 erscheint.
Der offizielle Trailer zu „Man of Medan“
Der offizielle Trailer zum Nachfolger „Little Hope“